Darum kann es auch keine Sätze der Ethik geben.
Sätze können nichts Höheres ausdrücken.
6.421 Es ist klar, daß sich die Ethik nicht aussprechen läßt.
Die Ethik ist transzendental.
(Ethik und Ästhetik sind Eins.)
6.422 Der erste Gedanke bei der Aufstellung eines ethischen Gesetzes von
der Form „du sollst…” ist: Und was dann, wenn ich es nicht tue? Es
ist aber klar, daß die Ethik nichts mit Strafe und Lohn im
gewöhnlichen Sinne zu tun hat. Also muß diese Frage nach den
Folgen einer Handlung belanglos sein. — Zum mindesten dürfen diese Folgen
nicht Ereignisse sein. Denn etwas muß doch an jener Fragestellung
richtig sein. Es muß zwar eine Art von ethischem Lohn und ethischer
Strafe geben, aber diese müssen in der Handlung selbst liegen.
(Und das ist auch klar, daß der Lohn etwas Angenehmes, die Strafe
etwas Unangenehmes sein muß.)
6.423 Vom Willen als dem
Träger des Ethischen, kann nicht gesprochen werden.
Und der Wille als Phänomen interessiert, nur die Psychologie.
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